Chronik der Bibertbahn
Die Bibertbahn

eine kleine Chronik

Die Bestrebungen, eine Eisenbahnlinie durch den Bibertgrund zu führen, reichen bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück.

Jahrzehntelang versuchten die Gemeinden, sonstige Interessengruppen und Eisenbahnpersönlichkeiten - unter ihnen ist besonders Pfarrer Friedrich Gruber
(der Eisenbahnpfarrer) aus Großhabersdorf zu nennen - durch Gesuche, Petitionen und Einschalten von zwei Landtagsabgeordneten das Projekt voranzutreiben.

Ab Februar 1894 beriet ein Komitee, das sich aus Bürgern des Bibertgrundes gebildet hatte, über den Weiterbau der Strecke Fürth - Cadolzburg nach Großhabersdorf.

Am 17. März 1894 wurde der Plan des Weiterbaus in den Bibertgrund bei der Lokalbahn Actien Gesellschaft (LAG) in München eingereicht. Das Vorhaben wurde abgelehnt.

Am 04. Dezember 1894 stellte das Komitee erneut einen Antrag zur Erbauung einer Lokalbahn von Zirndorf über Ammerndorf nach Rügland an das königliche Staatsministerium. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt.

Einige weitere erfolglose Versuche folgten von 1903 bis 1905.

Durch die Eingaben von Pfarrer Gruber am 10. und 27. März 1907 wurden die Pläne erneut in München vorgelegt.

Erst das bayerische Gesetz vom 26. Juni 1908 brachte endgültig Klarheit. Bau und Betrieb der Lokalbahn von Stein nach Unternbibert-Rügland wurden der bayerischen Staatseisenbahnverwaltung übertragen.

Der erste Spatenstich erfolgte mit Beginn des Frühjahrs 1912.

Der Abschnitt bis Großhabersdorf wurde in fünf Baulose unterteilt und bis 1913 fertiggestellt. Nach einer Belastungsprobe der Rednitzbrücke - nahe dem Haltepunkt Fürth-Süd - mit zwei schweren Dampflokomotiven und beladenen Güterwagen wurde im Herbst 1913 der Güterverkehr aufgenommen.

Am 22. Mai 1914 eröffnete der Jubiläumszug die 26,55 km lange Strecke von Stein bis Dietenhofen.

Am 23. Mai 1914 wurde der fahrplanmäßige Betrieb aufgenommen.

Der am 28. Juli 1914 mit der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung an Serbien Ausbrechende erste Weltkrieg konnte jedoch nicht verhindern, dass am 01. Juni 1915 die 6,23 km lange Strecke von Dietenhofen bis Andorf (mit dem Namen Unternbibert-Rügland)
fertiggestellt wurde. Die Bahnlinie hatte damit eine Gesamtstreckenlänge von 32,78 km.

Die Verkehrsabwicklung zu dieser Zeit:

Zwei selbständige Lokalbahnstationen in Zirndorf-Altenberg und Unternbibert-Rügland.

Drei Agenturen Ammerndorf, Großhabersdorf und Dietenhofen.

Sechs unbesetzte Haltestellen in Leichendorf, Weinzierlein, Vincenzenbronn, Münchzell, Herpersdorf und Ebersdorf.

Acht Bedienstete als stationäres Personal sowie ein Lokführer und ein Heizer reichten aus, um mit drei Zugpaaren täglich den Personen- und Güterverkehr zu bedienen.

Daneben verkehrten an Werktagen zwischen Stein und Leichendorf noch zusätzlich zwei Güterzugpaare.

Ab 26. Oktober 1921 konnte die neue Haltestelle Fürth-Süd bei km 4,2 benutzt werden.

Ab 15. Juli 1926 fuhren die Lokalbahnzüge des Bibertgrundes unter neuer Fahrplanregie bis Nürnberg-Hauptbahnhof.

Mit einer Feierstunde am 15.August 1931 wurde in Ammerndorf die Gedenktafel für den Eisenbahnpfarrer Friedrich Gruber enthüllt.

Am 04. Oktober 1931 wurde der unbesetzte Haltepunkt Leonrod in unmittelbarer Nähe der Burgruine eröffnet.

Die Agentur Großhabersdorf wurde 1937 in eine selbständige Lokalbahnstation umgewandelt. Die Gleisanlage wurde auf insgesamt fünf Gleise erweitert, wobei das südlichste Gleis einen Culemeyer-Anschluss bekam. Von hier aus wurde mit Straßenrollern, sog. Tausendfüßlern, der Ausbildungsflugplatz > U-Bach < (Unterschlauersbach) während des Krieges mit Treibstoff und Munition versorgt.

In dieser Zeit wurden die Zugpaare von täglich drei auf sechs verdoppelt.

Nach Kriegsende 1945 mussten die gesprengte Rednitzbrücke bei Fürth-Süd, die Bibertbrücke bei Weinzierlein und die Flutbrücke bei Herpersdorf wieder hergestellt werden, um am

12. November 1945 den Betrieb zwischen Nürnberg Hauptbahnhof und Unternbibert-Rügland wieder aufnehmen zu können.

Seit Frühjahr 1946 waren dann wieder drei Zugpaare eingesetzt, die bis zum 50-jährigen Jubiläum am 22. Mai 1964 wiederum auf sechs Zugpaare verdoppelt wurden.

In dieser Zeit wurden die bekannten Wagen mit offenen Übergängen (Länderbahnwagen und Donnerbüchsen) durch 3- und 4-achsige Gummiwulstwagen (Umbauwagen) ersetzt.

Wegen des höheren Verkehrsaufkommens auf der Straße wurde die Strecke von 1955 bis 1960 mit zehn Blinklichtanlagen ausgerüstet.

Gleiserneuerungen von Ammerdorf bis Dietenhofen 1958 und von Dietenhofen bis
Unternbibert-Rügland 1959 waren notwendig.

Im August 1959 wurde ein Film zur 125-Jahrfeier Deutsche Eisenbahn gedreht, aus
diesem Anlass besuchte der "Adler" Ammerndorf.

Weitere Gleiserneuerungen von Leichendorf bis Ammerndorf 1961 und von Stein bis
Leichendorf 1962 wurden durchgeführt.

Ende 1963 fuhren bereits 80% der Züge mit Diesel und nur noch 20% mit Dampf.

Zum Winterfahrplan 1971/72 wurde der Streckenabschnitt Großhabersdorf - Unternbibert-Rügland wegen zu geringem Verkehrsaufkommen stillgelegt.

Der letzte Zug auf diesem Streckenabschnitt war der Dampf-Sonderzug der Nürnberger Eisenbahnfreunde am 25. September 1971.

Der "Adler" besuchte ein weiters Mal das Biberttal, er war 1975 in Großhabersdorf zu Gast.

Der Abriss des Bahnhofgebäudes Zirndorf-Altenberg erfolgte im November 1975.

Am 31. Dezember 1975 wurde die Agentur in Ammerndorf geschlossen. Der Bahnhof wurde in eine unbesetzte Haltestelle umgewandelt.

Durch die Vereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern und der DB vom 26. März 1986 war die Stillegung der 18,51 km langen Reststrecke Nürnberg-Stein - Großhabersdorf beschlossen worden.

Am 26. September 1986 verkehrten die letzten Reisezüge im Biberttal. Der Güterverkehr von Stein bis Leichendorf wurde jedoch aufrecht erhalten.

Gemäß "Betriebsanweisung für die Durchführung von Bedienungs- und Abbaufahrten auf der stillgelegten Nebenbahnstrecke Leichendorf - Großhabersdorf" durften alle weiteren Fahrten nur noch als Rangierfahrten mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h abgewickelt werden.

Bis Ende Oktober 1986 wurden noch einige Güterwagen nach Großhabersdorf gefahren, bis schließlich am 03. November 1986 die >333 001< letztmals in die Endstation kam, um Wagen abzuholen.

Unmittelbar danach folgte der Rückbau der Zugmeldeleitung sowie die Demontage der Blinklichtanlagen.

Am 02. Dezember 1986 begann der Abbau aller Gleise in Großhabersdorf.

Am 08. Dezember 1986 wurde das Ladegleis in Ammerndorf demontiert.

Zum weiteren Rückbau kam ab km 18,4 das US-4 -Gerät vom Gleisbauhof Hanau zum
Einsatz.

Am Vormittag des 16. Dezember 1986 wurde Leichendorf erreicht.

Von der Bibertbahn blieb somit nur das 6,97 lange Teilstück Stein - Großhabersdorf
für den Wagenladungsverkehr bestehen.

1989 stellte die Frankenzucker AG die Rübenverladung in Leichendorf ein.

Am 31. Dezember 1993 wurde der Güterverkehr bis Leichendorf eingestellt, bis zum Kasernengelände in Fürth-Süd war die Strecke noch offen.

Der Abbau der Signalanlagen zwischen Fürth-Süd und Leichendorf wurde im Juli 1995 vorgenommen.

Im Herbst 1997 musste der Bahnhof Großhabersdorf, der durch Brandstiftung zwischenzeitlich zur Ruine verkommen war, der Ortsumgehungsstraße weichen.

Am 24. 03. 1999 kaufte der Landkreis Fürth die verbliebene, 4,2 km lange Strecke von Fürth-Süd bis Leichendorf für 144.000,- DM.

Im April 2001 wurde die Fußgängerbrücke Farnbachweg in Gebersdorf abgerissen und durch einen flächengleichen Radweg ersetzt. Dadurch wurde das Bahngleis auf einer Länge von ca. 20 m zugeschüttet.

Im Sommer 2002 hat man zwischen Zirndorf-Altenberg und Leichendorf auf einem ca. 600m langen Stück und zwischen Nürnberg-Gebersdorf und Fürth-Süd die Gleisanlagen entfernt. Momentan liegen also nur noch unzusammenhängende Gleisfragmente der ehemaligen Bahntrasse.

Die Modellbahnfreunde Ammerndorf haben es sich zur Aufgabe und zur Verpflichtung gemacht, dieses Stück Eisenbahngeschichte in Mittelfranken zu bewahren und wenigstens Teile der ehemals fast 33 km langen Strecke zwischen Stein und Unternbibert-Rügland möglichst im originalgetreuen Zustand der sechziger Jahre im Maßstab 1:87 (H0) nachzubauen und zu erhalten.

Modellbahnfreunde Ammerndorf e.V.
Max Kraft und Dr. Claus-Jürgen Prenzel

Quellen:

Fränkische Nebenbahnen
Wolfgang Bleiweis, Ekkehard Martin
Bufe-Fachbuchverlag

Die Nebenbahnen der BD Nürnberg
Kuhfahl / Alteneder
Kersting-Verlag

150 Jahre Eisenbahn in Nürnberg
Manfred Bräunlein
Bufe-Fachbuchverlag

Dampflokomotiven in Mittelfranken
Siegfried Bufe
Bufe-Fachbuchverlag

Fünfzig Jahre Bibertbahn
Festschrift vom 22. Mai 1964

Fürther Nachrichten
Freitag, 06.Februar 1987

Bahnbaureihen, Heft 2
GeraNova Zeitschriftenverlag

Fleischmannkurier 93/1984
Dr. Claus Jürgen Prenzel

Heimatbuch
Ammerndorf

Mit Dampf durch Deutschland
Georg Wagner
Frankh-Kosmos Verlag

Lokalbahn Nürnberg - Unternbibert-Rügland
Bleiweis / Ramsenthaler

Abschied von der Schiene
Wolfgang Fiegenbaum / Wolfgang Klee
transpress-verlag

Eisenbahn in Mittelfranken
Siegfried Bufe
Bufe-Fachbuch-Verlag

Zirndorfer Eisenbahnfreunde (ZEF e.V.)
Herr Dieter Beck
Buch über den Schienenverkehr im Landkreis Fürth und
andere, für unsere Arbeit wertvolle Unterlagen